Reisebericht Norwegen 1994 mit dem Motorrad


Autor: Wolfgang Kämpf


Streckenplan:

Datum : 30.07. - 18.08.94 Moppeds : YAMAHA XTZ750 und TRIUMPH Tiger Länge : ca. 5000 km Kosten : ca. 3000 DM

Tagesetappen:

Sa, 30.07. Schwetzingen -> BAB Frankfurt -> Kassel -> Hannover -> Hamburg -> Flensburg -> Grenze D/DK ->Hirtshals (Fährhafen)

So, 31.07. Kristiansand -> Mandal (Kurztrip -> Kap Lindesnes)

Mo, 01.08. Mandal -> Küstenstrasse bis Flekkefjord -> (wg. Regen) E18 -> Egersund -> Stavanger -> Ölberg

Di, 02.08. nicht gefahren

Mi, 03.08. Ölberg -> Algard -> Oltedal -> Hunnedalen -> Lysebotn

Do, 04.08. nicht gefahren

Fr, 05.08. nicht gefahren

Sa, 06.08. Lysebotn -> Adneram -> Setesdal -> Valle -> Haukeligrend -> Odda -> Utne -> Samlen

So, 07.08. Samlen -> Jondal -> Abstecher Folgefonngletscher -> Fähre Törvikbrygd -> Nordheimsund -> Alvik -> Granvin -> Bruravik -> Fähre Brimnes -> Eidfjord -> Fossli (Vöringfoss) -> Brimnes -> Kinsarvik -> Fähre Utne -> Samlen

Mo, 08.08. Samlen -> Utne -> Fähre Kvanndal -> Voss -> Gudvangen -> Flam

Di, 09.08. Aurlandsvangen -> Björgo -> Lärdalsöyri -> Borgund -> Högeset -> Övre Ardal -> Haug -> Turtagro -> Lom

Mi, 10.08. Lom -> Bismo -> Grotli -> Videdalen -> Videseter -> Geiranger

Do, 11.08. Geiranger -> Eidsdal -> Fähre Valldal -> Meierdalen -> Andalsnes -> Valldal -> Fähre Eidsdal -> Geiranger

Fr, 12.08. Geiranger -> Videseter -> Stryn -> Nordfjordeid -> Aheim -> Leikanger -> Vestkapphuset -> Leikanger -> Aheim -> Syvde -> Vik -> Lauvstad -> Volda -> Örsta -> Rekedal -> Säbö -> Fähre Leknes -> Norangsdalen -> Stryn -> Geiranger

Sa, 13.08. nicht gefahren

So, 14.08. Geiranger -> Stryn -> Lön -> Kjenndalsbreen -> Olden -> Byrkjelo -> Skei -> Kjösnes -> Ripe -> Fjärland -> Fähre Hella -> Sogndal

Mo, 15.08. Sogndal -> Abstecher Urnes -> Kaupanger -> Fähre Gudvangen -> Stalheim

Di, 16.08. Stalheim -> Voss -> Bruravik -> Fähre Brimnes -> Eidfjord -> Fossli -> Maurset

Mi, 17.08. Maurset -> Hardangervidda -> Geilo -> Kongsberg -> Drammen -> Oslo

Do, 18.08. Hirtshals -> Bad Friedrichshall


Tagesberichte:


Samstag, 30.07.94
So. Nachdem ich mich am Freitag abend nach dem Fahrschulunterricht erst mal noch dem Packen gewidmet hatte, war ich so ca. 22:30 Uhr bei Stoffel in Schwetzingen eingetrudelt.

Nach ein wenig klönen und noch rumsitzen hatten wir dann beschlossen, gegen 5:00 Uhr loszulegen. Also den Wecker auf 4:00 Uhr gestellt. Nach einem kurzen Kaffee war es dann endlich so weit! Die Mopeds beladen, die leeren Tanks noch rasch an der nahen Tankstelle gefüllt, machen wir uns auf den Weg nach Hirtshals/DK. Es liegen ca. 1100 km vor uns! Geplant ist, daß wir die Nachtfähre um 0:30 Uhr nehmen wollen.

Die ersten Kilometer ziehen sich dann hin. Aber wer kennt dies nicht, Strecke machen auf der Bahn! Nach 13,2 km ist es dann soweit, die erste Panne ruft :-( Meine Tachowelle meinte es gut mit mir und verabschiedet sich. Aber das macht ja nix! Geht ja auch ohne.

Gegen 8:00 Uhr erlauben wir uns dann ein delikates Frühstück (leider teuer), um den Tag zu überbrücken. Im Großen und Ganzen läuft der Verkehr auch zufriedenstellend durch, mal von einigen kleineren Stockungen abgesehen.

Aber dann: HH und der Elbtunnel. Bereits 10 km vorher fängt es an mit Stau. Da wir mit Koffern unterwegs sind, ist unsere Wendigkeit etwas eingeschränkt, aber wir haben uns tapfer gehalten :-)

Es ist aber immer wieder verwunderlich, wie blöd Autofahrer sein können. Ohne erkenntlichen Grund bleiben die doch einfach fast im Tunnel stehen. Aber langsam und stetig nähert sich dann doch wieder das Tageslicht. Nix wie weg aus diesem Chaos.

Gegen 13:00 Uhr erreichen wir dann Beate-Uhse-Town, auch als Stadt der Punkte bekannt :-) Dort einen Imbiss aufgesucht, um uns für die restliche Etappe durch Dänemark zu stärken. Aber die alte Regel bewahrheitet sich auch bei uns wieder: Voller Bauch will eigentlich liegen und nicht fahren. Am liebsten jetzt eine schöne Wiese und reinlegen. Bisher meint es das Wetter nämlich sehr gut mit uns, eitel Sonnenschein.

Auf dem Weg zurück zur BAB wünsche ich mir dann das erste Mal ein Wohnmobil oder zumindest Zweithelme! Stehen da doch zwei hübsche Mädels trampenderweise am Straßenrand und wir können sie nicht mitnehmen. Also doch nur dieses alte Schnarchtier dabei :-)

Die Tour durch Dänemark gibt dann auch nix besonderes her, außer daß wir gerade noch so an einem etwas dunkleren Ungeheuer am Himmel (im allgemeinen Sprachgebrauch auch rabenschwarze Regenwolke genannt) vorbeigeschrammt sind. Und ein Glück, das mein Tacho defekt war. Sonst hätte ich mich vor lauter Verzweiflung noch an das dänische Tempolimit halten können. So war ich dann auf eine grobe Schätzung angewiesen :-)

Gegen 21:00 Uhr dann endlich in Hirtshals angekommen. Frohen Mutes und gutgelaunt wollen wir unsere Tickets holen, aber: Der freundliche Mensch hinterm Tresen meinte trocken "Full bocked". Nächste freie Möglichkeit in 24 Stunden mit der nächsten Nachtfähre. Wir zuerst mal saudumm aus der Wäsche gekuckt. Dann fiel aber das Zauberwort: Warteliste. Wir uns 'ne Nummer geholt (Ja, Stoffel. Du hast geholt!), und dann gewartet. Als Nummer 8 sollten wir dran sein. Nach etwas warten am Kai kam dann ein Typ der Ladecrew und meinte, mit den Moppeds ging klar, alle dabei.

Während des Wartens werden wir von einem Moppedler angequasselt, der zufällig die gleiche Maschine wie Stoffel fährt. Und diese auch noch beim gleichen (Fach :-()-Händler gekauft. Damit waren wir dann zu Dritt. Frank will erst mal ein wenig mit uns mitfahren!

Nebenbei bemerkt: Die Fähre hat uns 424,- DM gekostet. Zwei Personen, zwei Moppeds, Hirtshals -> Kristiansand -> Hirtshals (daß wir dann später doch von Oslo gefahren sind kommt später!)

Tja, dann war die Fähre da, wir drauf und Moppeds verzurrt und ein Plätzchen gesucht. Zuerst mal auf dem Achterdeck gelandet und Stühle beschlagnahmt. Im Laufe der Nacht wird dies dann aber doch etwas zu kühl, deshalb unter Deck gegangen. Aber da waren alle guten Plätze bereits belegt. In einer Ecke steht noch ein kleiner Tisch mit festgeschraubten Stühlen rum, auf denen wir es uns dann versuchen gemütlich zu machen. Es bleibt bei dem Versuch. Deshalb der Tip an alle: Gebt die paar Mark für eine Kabine mit aus (wären bei uns ca. 20,-DM gewesen), denn man kommt deutlich entspannter an!

Auf der Fähre hat uns Frank dann noch verraten, daß er Geburtstag hat. Also, gleich noch etwas Bier und Wein gebunkert und still gefeiert :-)

Nachdem wir dann wie schon gesagt versucht hatten, etwas zu schlafen, lockte am frühen Morgen dann das Frühstücksbuffet. Nix wie hin und zugeschlagen :-) Beim Blick aus dem Fenster konnte man dann zwar eine traumhafte Küstenlandschaft, aber auch viele Wolken erkennen. Traumhafte Begrüßung in Norwegen!

Sonntag, 31.07.94
Tja, wie schon gesagt. Norwegen begrüßt uns mit Wolken, aber die Temperatur liegt bei gut 25 Grad. So läßt es sich leben.

Ohne Zollkontrolle kommen wir dann auf norwegischem Boden an. Da die Nacht doch recht kurz war, wurde beschlossen, nicht allzuweit zu fahren. Unser Reiseführer (Norwegen Süd/Mitte aus dem Velbinger-Verlag, ISBN 3-88316-021-0, Kosten ca. 45,- DM) empfahl uns den Platz in Mandal, ca. 40 km entfernt!

Wir also auf der Küstenstraße die ersten Meter norwegischer Straßenbaukunst hinter uns gebracht. Guter Grip, die Anzahl der geraden Strecken hält sich auch in Grenzen :-) Links, rechts, bergauf, bergab, durch Wälder, zeitweise mit Sicht auf's Meer, ein absoluter Genuß.

Die Orientierung ist auch nicht schwer, auch auf kleinen Straßen stimmen Karte und Landschaft überein :-)

Da wir aber nicht nur faulenzen wollen, machen wir natürlich einen kleinen Abstecher auf eine kleine vorgelagerte Insel. Sollte sich lohnen. Dabei entdeckten wir eine kleine Hängebrücke, die gleich erkundet wird. Etwas ungewohnt, festen und doch schwankenden Boden unter den Füssen zu haben :-) Da lag die Fähre fast stabiler!

Nach einer Zeit kommen wir dann in Mandal an und enteren den Sjösanden-Camping. Und gleich nehmen wir eine der vielbeschworenen Hytter. In Skandinavien kann man überall diese Hytter als Zeltersatz mieten, um trocken und geschützt unterzukommen. Diese Hütten bieten Betten, eine Kochgelegenheit und immer eine gute Heizung. Fließend Wasser ist seltener vorhanden, hier nutzt man wie gewohnt die Anlagen des Campingplatzes.

Unsere Hütte (Kosten 350 NKr = 80 DM) war zwar älteren Baujahres, liegt aber dafür fast am Strand. Dieser Strand ist einer der beliebtesten in ganz Norwegen, traumhafter Sand. Allerdings hat er einen großen Vorteil gegenüber den südländischen: Man fühlt sich nicht wie eine Ölsardine, sondern man hat Platz. Und: Auch skandinavische Mütter haben verdammt hübsche Töchter :-)

Frank, unser Anhängsel will dann nur noch eines: Ab in die Koje. Stoffel und ich sind zwar auch müde, aber wir wollen noch einen Abstecher ans Kap Lindesnes machen, dem südlichsten Punkt Norwegens. Also ab auf die abgeladenen Moppeds und los. Unterwegs merke ich aber, daß auch ich eigentlich besser im Bett verschwunden wäre. Zweimal wäre ich beinahe im Straßengraben aufgewacht. Bruder Leichtsinn verfolgt uns.

Am Kap angekommen, regen wir uns doch gleich erst mal auf. Auch hier hat der Kommerz Einzug gehalten, der Besuch des Leuchtturms kostet pro Nase 30,- NKR, als Gruppe schleichen wir uns nach kurzer Diskussion für 50 NKr durch. Auf dem Berg steht dann ein alter Steinhaufen, der erste Leuchtturm. Daneben dann eine etwas modernere Ausgabe :-) Auch alte Geschützstellungen aus dem 2. WW sind noch vorhanden.

Die reichlich scheinende Sonne läßt uns immer träger werden, so daß wir dann zu guter Letzt nachgeben und uns ca. zwei Stunden dösenderweise auf einen Fels knallen. Unterm Strich war dies wohl eine gute Entscheidung, denn relativ frisch machen wir und dann auf den Rückweg.

Nebenbei bemerkt: Von hier bis zum Nordkapp sind es 2518km.

Auf dem Rückweg entdecken wir dann auch noch 'Heilige Kühe'. Tja, auch dies gibt es in Norwegen. In einem See steht eine Kuhherde mitten im Wasser. Bei nur kurzem Hinsehen kann man die darunterliegende Sandbank nicht sehen, so daß es wirklich so aussieht, als ob die Kühe über Wasser gehen können.

Und gleich noch eine Bemerkung: Die norwegischen Autofahren haben ein Auge für Moppedfahrer. Wann immer es möglich ist, lassen sie diese vorbeifahren. Oftmals bremsen sie an kurzen Geraden sogar ab, um einen vorbeizulassen. Man sollte mal nur einen kleinen Teil dieser Verkehrsmoral in deutsche Autofahrer bekommen.

Zurück im Camp bebt unsere Bude still vor sich hin. Frank will bereits am ersten Tag sämtliche norwegischen Wälder abholzen. Aber er sollte noch mächtig Konkurrenz bekommen :-) (Gell, Stoffel?)

Nach dem Abendessen ('ne Pizza im Restaurant) beginnt dann das Unglück :-) Wir wollen noch kurz was trinken gehen, bevor der Kiosk zu macht. An einem Tisch sitzen vier Mädels, die sich lebhaft unterhalten. Brav nach freien Plätzen gefragt, nehmen wir artig Platz :-) So langsam kommt man ins Gespräch, das allgemeine Geplänkel: Woher, wohin usw. (Tja, im allgemeinen wird dies wohl auch als anbaggern bezeichnet!)

Nach kurzer Zeit verabschieden sich zwei der Damen und weg sind sie. Die beiden anderen, Moni und Nicole aus Neu-Ulm bleiben. Da Stoffel einen Teil seiner Koffer-Zeit dort stationiert war, bleibt das Gespräch am Laufen.

Nach einiger Zeit will ich dann einen Kaffee, aber der Kiosk hat ja zu. Also selber machen. Als ich dann sage, daß ich meine Espressomaschine dabei habe, wollen die Mädels dies nicht glauben. Also, ab zu uns in die Hütte, Espresso machen. Tja, meine Alukanne aus Italien habe ich aber (fast) immer dabei. Im Laufe des weiteren Gesprächs schlagen die Mädels vor, noch eine Runde schwimmen zu gehen. Why not? Nicole ging zu ihrem Auto, um noch ein Fläschchen Vino zu holen, damit es am Strand nicht zu trocken wird. Welch fataler Anfang.

Um es kurz zu machen, es wurde ein zweitweise lustiger, zweitweise etwas nerviger Abend (oder Morgen?). Nachdem wir ja eigentlich früh in die Heia wollten, wurde es dann gut früh, aber eben am Morgen. Der Abend wird uns noch eine Weile in Erinnerung bleiben, oder Stoffel?

Montag, 01.08.94
Nachdem der Morgen doch reichlich kurz war, gönnen wir uns erst mal 'ne Dusche und ein happiges Frühstück. Allerdings haben wir keine Lust, den ganzen Tag auf dem Platz zu vertrödeln, also machen wir uns dran, die Sachen zu packen.

Da Frank nur eine Woche Zeit hat, verabschiedet er sich von uns, um Richtung Oslo aufzubrechen. Da waren's dann wieder nur noch zwei!

Um die Mittagszeit ist es dann soweit: Alles gepackt. Die Hütte abgeben und danach noch nach unseren Mädels geschaut. Leicht groggy kommen sie uns entgegen. Nach etwas kurzem Geplänkel sagen wir dann 'Tschüß', mit dem Hinweis allerdings, wo wir heute abend zu landen pflegen :-)

Dann geht's los. Auf einer traumhaften Straße vorbei an knorrigen Wäldern, kristallklaren Seen. Immer wieder erstaunt mich die Landschaft mit einer Aussicht nach der anderen. Versteckte Buchten, in denen die Möglichkeit besteht, sich ein Haus zu mieten, Berge und Seen, die zum Wandern und Schwimmen einladen.

Zeitweise erinnert mich die Strecke an Südfrankreich, kleinste Sträßchen ohne Verkehr. Zwischendrin aber auch wieder Streckenabschnitte, auf denen man glauben könnte, die wichtigste Verbindung dieser Gegend zu befahren, so gut ausgebaut!

Kurz nach Flekkefjord passiert es dann doch: REGEN! Wir können uns nach einem Tunnel gerade noch in eine Bushaltestelle retten, um uns im Trockenen umzuziehen. Drei weitere Moppedfahrer halten auch, man kommt so kurz in's Gespräch. Stoffel und ich besprechen kurz die weitere Route. Eigentlich wollten wir ja an der Küste entlangfahren, da die Strcke ab hier noch schöner werden soll, aber bei dem Regen, na ja. Somit verzichten wir eben auf unseren ersten Fjord, den Jössingfjord. (Dieser Fjord errang traurige Berühmtheit im 2. WW -> Die 'ALTMARK' wurde dort in norwegischem Territorium von der englischen 'COSSACK' auf persönlichen Befehl W. Churchills geentert).

So fahren wir denn auf der E18 auf direktem Weg in Richtung Stavanger, um einen Camp in der Nähe aufzusuchen. Unterwegs merken wir dann aber beide mehr oder weniger, daß wir die letzten beiden Tage doch recht wenig geschlafen haben. Es schleichen sich Leichtsinnsfehler beim Fahren ein. Immer öfter legen wir kurze Stops ein, sind dann aber froh, als wir endlich in &Oring;lberg direkt an der Küste den Camp finden. Leider sind aber alle Hütten ausgebucht, so daß wir das Zelt aufstellen müssen.

Um unsere Vorräte aufzufüllen, versuchen wir, in dem Minisupermarkt am Platz noch was zu ergattern, aber Fehlanzeige. Also nochmals auf die Böcke geschwungen, um im Ort etwas zu suchen. Mit Erfolg! Wir stehen allerdings etwas fassungslos vor den Regalen, denn die Preise hauen Dich von den Socken. Ein ordinäres Weissbrot kostet z.B. fast 5,- DM. Die Bierregale werden ab einer gewissen Uhrzeit abgedeckt, damit nix mehr verkauft wird. Doch bei den Alkoholpreisen haben wir eh keinen Bedarf.

Also flugs Eier, Smør (Butter), etwas Wurst und Ost (Käse) eingekauft, um an der Kasse erneut geschockt zu werden. Mit fast leerem Wagen aus dem Markt gekommen und doch gut 70,- DM weg :-(((

Als wir wieder auf dem Camp ankommen, haben wir Besuch bekommen. Neben unserem Zelt haben zwei Nordlichter (OH) ihre 1400erter Intruder, daneben zwei Ötzies ihre Affentwin bzw. Transalptraum :-) abgestellt. Jens, Jörg, Birgit und Gary, die den Tag über zusammen gefahren waren, gesellten sich somit zu uns. Und (ja, ihr habt richtig geraten) unsere Mädels sind auch da. So sitzen wir abends etwas zusammen, besprechen, wer was die nächsten Tage vor hat. Als es dann richtig gemütlich werden will, fängt es abermals zu regnen an. Alle verziehen sich daraufhin in ihren Zelten, was den Vorteil hat, daß wir endlich mal früh zur Ruhe kommen.

Leider versucht Stoffel, die Sägeaktion von Frank in der Nacht zuvor, deutlich zu übertreffen. Er hat leider die göttliche Gabe, mitten im letzten Satz schon einzuschlafen. Und wer von Euch hat schon einmal versucht, dies neben einem Presslufthammer zu tun? Ich wünsche es keinem! (Trotzdem ist es ein netter Kumpel, dieses Schnarchtier :-))

Dienstag, 02.08.94
Norwegen, das Land der Fjorde, das Land der Trolle, das Land der Elche, und zu unserem Pech heute morgen, das Land des Regens :-(

Aufgewacht und dieses monotone Trommeln der Regentropfen auf das Zelt gehört. Skitt, wie der Norweger zu sagen pflegt! Das Zelt aufgemacht und mal einen vorsichtigen Blick nach draussen geworfen: Igitt, dicke Wolken jagen den Horizont entlang. Gleich nochmal umgedreht, denn dies ist ja sowieso und überhaupt nur ein schlechter Traum. Doch auch beim zweiten Aufstehen immer noch das Gleiche.

Also dann eben Frühstück im Bett, hat ja auch was für sich. Einige Sekunden später allerdings ein Ruf von draussen, Moni und Nicole fragen an, ob sie sich zum Frühstück bei uns einfinden können. Also doch aufstehen. Raus aus dem Sack und raus aus dem Zelt, mal genauer die Lage peilen. Regen, aber nicht ganz so schlimm wie gedacht. Dann gönnen wir uns eben erst mal einen guten Kaff am Morgen, denn damit sieht der Tag doch gleich ganz anders aus.

Spätestens jetzt zahlt es sich aus, daß mein Zelt doch etwas größer ist. Platz genug, um sich auszubreiten. Nach dem oppulenten Frühstück geht die Planung los, was wir denn dann heute machen: Fahren oder bleiben. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir, daß wir heute noch bleiben und gleich noch einen Faultag einlegen.

Also, Strandwandern, rumgammeln, lesen, quasseln, eben alles, was man im Urlaub so macht. Gegen mittag klart es dann auf, der Regen stoppt. Stoffel und Nicole gehen eine kleine Tour machen, ich setzte mich mit Gary und Birgit hin, um etwas 'Benzin' zu quatschen. Dabei stellen wir denn fest, daß wir so in etwa die gleiche Route vorhaben. Also beschließen wir, die nächsten Tage gemeinsam auf Tour zu gehen.

Als wir am Nachmittag dann mal am Strand unten sind (das Wasser lädt leider nicht zum Baden ein), sehen wir eine Sammlung von alten Weihnachtsbäumen. Somit ist auch klar, was es heute abend geben wird! Damit dies aber leicher wird, fangen wir schon jetzt mit sammeln an, damit das Holz noch etwas trocknen kann. Ein Bild für Götter, wenn zig vertrocknete Bäume in Reih und Glied am Strand stehen.

So zieht der Tag dann ohne große Vorkommnisse an uns vorbei, relaxen eben den ganzen Tagen. Am Abend wird dann mal wieder in größerem Maßstab gekocht, denn unsere Mädels lassen sich von uns verwöhnen. Aber was tut man nicht alles als Gentleman :-)

Tja, und dann geht es ab an den Strand. Moni holt aus dem Auto noch zwei Flaschen Brombeerwein. Unten angekommen, will sie die Flaschen in den Sand werfen! Aber: Sie trifft eine wunderbare große Felsplatte, so daß uns eine Flasche erspart bleibt. Wir holen dann noch eine Flasche O-Saft und eine Flasche Bacardi (einer der Fischköppe spendiert das Teil). Die Mischung wird von Schluck zu Schluck besser, da immer nur B. aufgefüllt wird :-)

Unsere Feuerwerker haben zu Beginn große Mühe, das Feuer in Gang zu bekommen, da das Holz doch scheinbar doch feuchter ist als gedacht. Doch, Sigg und einer nicht näher genannten Petroleumfirma sei's gedankt, klappt es dann immer besser. Ein schönes Freudenfeuer nimmt seinen Lauf. Einige Norweger, die einige Meter weiter campen, wollen uns mit Gitarre und Gesang beglücken, aber nicht ganz unser Stil. So sitzen wir eben um das Feuer, genießen die Atmosphäre!

Kurz nach Mitternacht brechen wir dann so langsam die Zelte am Strand ab und kämpfen uns in Richtung Schlafstätte vor. Da es eine sternenklare Nacht ist, schnappe ich mir meine Isomatte und den Schlafsack und verkrümle mich nach draussen (damit bin ich dann auch unserem Holzfäller entkommen :-) ). Ich liebe es einfach, unter freiem Himmel einzuschlafen, genauso am Morgen durch die aufgehende Sonne geweckt zu werden.

Mittwoch, 03.08.94
Tja, so schön es ist, durch den Sonnenaufgang geweckt zu werden, so nervig ist es aber auch, über sich eine Regenwolke zu entdecken, die nix besseres vor hat, als sich Momente später über mir zu entladen :-( (Hier steht jetzt wieder mal das schöne Wort mit M am Anfang, gefolgt von ein bischen kleiner erde!) Also im Schweinsgalopp in's Zelt gejettet, um sich dort noch eine kleine Sonderschicht Matratzenhorchdienst übernommen.

Etwas später quälen wir uns dann doch aus den Pooftüten, denn unabhängig vom Wetter wollen wir heute weiter! Um für den grauen Tag gerüstet zu sein, wird unser mittlerweile schon gewohntes Standard-Frühstück in die Pfanne geworfen.

Also: Survival-Frühstück Man nehme zwei bis drei Päckchen Speck, schneide diesen in Streifen und werfe ihn in eine Pfanne. Wenn er schön cross ist, gebe man nach Bedarf Knofel zu (in unserem Fall eine halbe bis ganze Knolle :-) ). Für vier Leute fülle man dann diese Pfanne mit einer Schachtel Eier (12 Stck) auf und lasse die ganze Pampe schön stocken. Etwas mit Paprika, Pfeffer und evtl. weiteren Gewürzen abgerundet! Mahlzeit :-) (Wirkt abends nebenbei gut als Moskitoabwehr)

Vor der Abfahrt, die doch tatsächlich im trockenen stattfindet, beschließen wir, wegen Geldwechsel und Ersatzteilkauf einen kleinen Umweg über Stavanger zu machen. In Stavanger die Tourist-Info angelaufen, um nach an einem Camping-und Motorradgeschäft zu fragen.

Leider hat der neue Coleman Multifuel von Stoffel durch einen TD (Technischen Defekt) sein Leben ausgehaucht :-( Aber der Besitzer des Sportgeschäftes meint nur, daß Coleman nicht in Norwegen vertreten ist :-( Dann noch das Moppedgeschäft gesucht, um für Birgit und mich ein paar Regenüberschuhe zu besorgen. Im Moto Shop angekommen, findet Birgit auch gleich das Richtige. Bei mir habe ich Zweifel, denn für meine großen Cross-Stiefel habe ich bisher noch nirgends etwas gefunden. Doch, auch für meine Kindersärge gibt es was passendes.

Nach einem kurzen Einkauf dann endlich raus aus der Großstadt. Ab Algard geht es dann auf ein süßes kleines Sträßchen durch das wilde Hunnedalen. Auf kleinen und kleinsten Wegen geht es über ein Hochfjell parallel zum Lysefjord in Richtung Lysebotn.

In diesem Lysefjord liegt gleich zu Beginn der Prekestolen. Dies ist eine Felskanzel (ca. 25 x 25 m), die ca. 600m senkrecht in den Fjord abfällt. Wir wollen allerdings am anderen Ende des Fjordes zum Kjerag-Plateau, denn dies ist gut doppelt so hoch! Doch davon später mehr.

Dann ist es soweit: Wir sind an der Serpentinenstrecke angekommen. Einfach Wahnsinn, wie diese norwegischen Straßenbauer dieses Teil in die Landschaft gelegt haben. Über 27 Serpentinen stürzt die Straße gut 900m in die Tiefe! Ich weiß nicht, ob ich mit einem fröhlichen 'Geronimo' auf den Lippen die Reifen qualmen lassen soll oder bummelnderweise die Landschaft genießen!

Allerdings erlebt man in Norwegen auch immer wieder Überraschungen. Fast schon am Ende der Strecke tut sich plötzlich die Erde auf! Ein graussames, unheimliches, dunkles Loch tut sich vor mir auf. Ähm, wie heißen die Teile doch noch gleich? Ach ja, Tunnel. Doch wer etwas wie in unserer hochmodernen Landschaft erwartet, wir übel überrascht. Mir kommt es vor, als würden die Straßenbauer einfach eine große Hilti nehmen, Saft drauf geben und losbohren! 'Ja so äbbes däds im Schwobäländle nedd gebä! Do komm'r ja nix drinnä erkennä!'

Aber die Straße steht ja am nächsten Morgen auch noch! Also, auf nach unten :-) Unten angekommen, kann ich einige gute Fotos schiessen. Über dem Fjord dunkle Wolken, der Hintergrund aber schon wieder in der Sonne. Einfach tolle Farben! (Äh, was kostet eine Photo-CD? :-)) Auf dem relativ neuen Campingplatz werfen wir den Anker und stellen die Zelte auf.

Der Besitzer hat auch gleich noch ein schönes Holzhüttchen gebaut, in dem es sich recht vortrefflich speissen läßt, wie wir am nächsten Tag noch feststellen werden! Aber: Heute abend wird selber gekocht. Danach wie jeden Abend gemütliches Zusammensitzen und klönen, bis es dann nach dem Dunkelwerden heißt: Ruhe im Schiff, Licht aus!

Donnerstag, 04.08.94
So, endlich mal ein Tag zum Helden zeugen. Der Himmel zeigt sich am Morgen in einem strahlenden Blau, die Temperaturen in einem angenehmen Bereich.

Wir wollen heute die Wanderung zum Kjerag-Plateau machen. Nach dem Frühstück also kurz ein paar Kleinigkeiten gepackt und los geht's. Zum Einstieg gibt gleich wieder Serpentinen satt. Es macht Riesenlaune, ohne Gepäck sich in die Höhe zu katapultieren :-) Und meine drei Zylinderchen freuen sich auch, mal richtig was tun zu dürfen.

Auf ca. 750-800m Höhe liegt dann der Einstieg zur Wanderung, ein gut angelegter Parkplatz. Die Moppeds abgestellt, Helme verstaut und los gehts. Laut meinem Führer soll es eine ca. 3stündige Wanderung geben. Vom Start weg geht es gleich mal einen guten Anstieg nach oben. Nur: Im Gegensatz zu den ausgebauten Autobahnen in den Alpen findet man hier nur eine sparsame Markierung, der Weg ist selber zu suchen. Uber blanke Felsplatten, über Grass und Moos geht es steil bergan.

Nach gut einer dreiviertel Stunde reicht es mir (bzw. meiner Kondition!). Als staatlich geprüftes Weichei beschliesse ich, die anderen Drei ohne mmich weiterziehen zu lassen, da mir a) die Puste ausgeht und b) eine alte Zerrung am Oberschenkel weh tut. Meine Bergziegen wollen mich noch motivieren, aber ich bleibe dabei. Als Alternative will ich mit der Fähre den Fjord hin und zurück abfahren, einige Fotos von unten schiessen!

Als, umgedreht und abgestiegen! (Für's nächste Mal habe ich mir aber Durchhalten vorgenommen :-) ). Am Mopped angekommen, mit Schreck auf die Uhr gesehen. Wird verdammt knapp mit der Fähre. Aber man hat ja ein schnelles Mopped. Und bevor ich es vergesse: Habe ich schon die schöne oberaffengeile Serpentinenstrecke gelobt? :-)

Am Camp angekommen flugs das Mopped abgestellt, die Jacke in's Zelt geschmissen und los zum Anleger. Wer sich im Vertrauen auf deutsche Fahrpläne Zeit läßt, darf an ein Sprüchlein von M. Gorbatschow denken: 'Wer zu spät kommt, ....' Diese Schei*-Fähre hat doch tatsächlich direkt vor meinen Augen abgelegt und ist vor mir weggefahren. Nur zwei Minuten früher, dann ....$%Ý%"$Ý"!$&&

Tja, nun sitz ich hier, ich armer Tor, und schaue selten dämlich auss der Wäsche. Was tun, sprach Zeus: 'Die Götter sind besoffen, sie verkotzen den Olymp!' Zuerst mal zurück zum Zelt, einen Kaffee eingeworfen. Dann kurz überlegt, ob ich eben eine Strecke mit dem Mopped fahre, und nur den Rückweg mit der Fähre. Nee, keine Lust mehr auf &%%"Ý&Ý"&Ý$. Ihr könnt Euch vermutlich meine Laune vorstellen.

Dann wird eben die Gegend etwas erkundet. Die Serpentinen (aber das hatten wir glaube ich schon). Im Tal unten gibt es nicht viele Möglichkeiten, die man erkunden kann. Eine Straße führt zu einem Stausee nach oben, der das Lysekraftwerk speist. Doch diese Straße ist privat. Am Sperrschild halte ich an, stelle das Mopped ab und laufe noch einige Meter weiter. Ein älterer Norweger kommt aus einer Hütte auf mich zu. Wir kommen etwas in's Gespräch.

Er erzählt mir etwas über das Kraftwerk und seine Arbeit dort. Als ich ihn nach einer Weile frage, ob man zu dem See fahren kann, meint er: 'Normalerweise kein Problem, die Straße ist gut ausgebaut. Aber mein Chef ist zur Zeit schlecht drauf und macht Ärger. Lass es lieber bleiben'. Dann eben nicht. Nach einigen Tass Kaff geht es weiter.

So klapper ich alle Straßen im Tal (drei Stück :-) ) der Reihe nach ab. Als ich dann nach einer Weile wieder am Fjord ankomme, steht ein Kuhfahrer an Kai und relaxt. Nix wie daneben. Er erzählt mir ein wenig von seiner Tour, ich ebenso von unserer. Da er aber müde ist, lasse ich ihn bald in Ruhe. Als ich dann Richtung Camp zurückfahre, kommen mir einige Norwegenmädels mit Fahrrädern entgegen. In einem deutsch-norwegisch-englischen Kauderwelsch unterhalten wir uns eine Weile. Mit den Mountain-Bikes machen sie einen Drei-Wochen-Trip. Jeder, wie er es eben will. Mir wären da zu viele Berge im Weg :-)

Als dann Birgit, Gary und Stoffel wieder auf dem Platz eintreffen, sitze ich immer noch am Fjord. Nach meiner Rückkehr erzählen sie mir, daß es eine recht anstrengende Tour war. (Aber dazu wird sich Stoffel noch auslassen). Zum Abendessen gönnen wir uns dann eine Pizza, die a) doch sehr groß ist und b) auch noch erstaunlich gut schmeckt! So sitzen wir denn noch eine ganze Weile zusammen und ... (tja, würde jetzt ein Glas Wein doch gut schmecken!)

Freitag, 05.08.94
Mitten in der Nacht geht es dann los. Wer kennt dieses Geräusch nicht, wenn die ersten Tropfen so langsam auf's Zelt einschlagen. Es regnet sich ein im Fjord.

Nach dem gestrigen Super-Soör-Sonnentag beginnt der heutige mit Regen. Zum Frühstück ab unter unsere Überdachung, damit der Kaffee nicht verwässert. Tja, was tun. Wir beschließen erst mal, etwas zu warten. Dann wird eben gefaulenzt. Wozu haben wir denn Urlaub.

Nach einem ausgiebigen Frühstück ist zwar unser Magen voll, die Laune noch gut. Aber Petrus tut alles, um uns diese zu vermiessen :-( So ziehen denn die Stunden in's Land. Nach einer Weile schaut sich Stoffel mal im Zelt um und kommt mit der Botschaft zurück: 'Land unter'. Das Innenzelt hat dem Oberflächenwasser nicht mehr standhalten können und sich langsam vollgesaugt.

Aber nur auf seiner Seite, da er mal wieder einen meiner vielgeliebten Ratschläge nicht annehmen wollte. Seit jeher lege ich meine Isomatte (Therm-a-rest) unter den Zeltboden. Er nicht. So lag dann sein Krempel etwas im Wasser, während meine Seite soweit trocken war.

Die Stimmung wurde langsam etwas gereizter. Dazu trägt auch der See bei, der sich an unserem Zelt bildet. Ich beginne daraufhin mit der Evakuierung meiner Habseligkeiten. Stück für Stück schleppe ich in's Trockene. Auch Stoffel bleibt nix anderes übrig als es mir nachzutun. Birgit und Gary ziehen ebenfalls mit, so daß nach einer Weile nur noch die leeren Zelte stehen.

Ein Glück, daß der Platz eine Blockhütte als Cafe hat. So sitzen wir eben rum, und geniesen die Wassermengen. Die kleinen Wasserfälle, die bisher von den Fjordwänden purzelten, wachsen ständig weiter! Immerhin etwas Abwechslung.

Am späten Nachmittag ebbt dann der Regen endlich ab. Wir beschließen dennoch, die Nacht hier zu verbringen. Immerhin können wir trocken schlafen und am nächsten Morgen dann auch aus dem Trockenen starten. So langsam nähert sich unsere Laune dennoch dem absoluten Nullpunkt. Kaum einer traut sich noch, etwas zu sagen.

Im Laufe des Abends fällt dann absolut bindende Entschluss, daß wir auf jeden Fall morgen den Lysefjord verlassen. Noch ein Tag hier bei so einem Wetter und es passiert ein Unglück :-( Gott sei Dank geht aber jeder Tag einmal zu Ende, so daß wir uns in die Pooftüten hauen und schlafen!

Oh what a day! Und trotzdem habe ich mich in dieses Land verliebt. Trotz (oder auch wegen) dieser Unannehmlichkeiten hat so ein düsterer Fjord seinen Reiz!

Samstag, 06.08.94
So, nachdem die Nacht einigermaßen trocken war, wollen wir heute unbedingt weiter. Immerhin können wir in Trockenen Frühstücken, Packen und uns in die Regenkombi werfen.

Zum Petit Dejeuner nieselt es noch, aber ich bin Optimist :-) Als wir dann endlich loslegen, sind zwar die Straßen noch naß, aber von oben kommt vorerst nix mehr. Auf der Serpentinenstraße aufwärts kann man sehen, wie es gestern geregnet hat. Immer wieder liegt Geröll auf der Straße. Doch kein Prob mit unseren 'Bergziegen'. Elegant wedeln wir um jeden Fels rum :-)

Über das Hochplateau geht es dann in Richtung Landesinnere zum Setestal. Durch karge Wälder nähern wir uns dann auch der Sonne wieder. Ein Glück, daß wir los sind. Wer weiß, wie das Wetter im Lysefjord bleibt. Bei der Abfahrt ins Tal dann endlich und endgültig: Sonne. sofort steigen nicht nur die Temperaturen, sondern auch unsere Laune wieder.

Im Setesdalen angekommen, gönnen wir uns erst mal eine Tass Kaff. Wir sitzen an einem Fluß, auf dem anscheinend Wildwasserwettbewerbe ausgeführt werden. Das klare Wasser lädt direkt zum Baden ein. Doch wir können uns grade noch so zurückhalten :-)

Im Nebengebäude des Gasthauses ist eine Silberschmuckwerkstatt untergebracht. Natürlich wird auch die mal besucht. Aber mich selber haut nix vom Stuhl, Touristenware. Also, nix wie weiter. Wir wollen bis zum Hardangerfjord vorankommen.

Auf einer sehr gut ausgebauten Straße geht es weiter Richtung Norden. Die Kilometer ziehen sich so dahin, bis wir kurz vor Odda (an der Südspitze der Hardangerfjords) einen Blick auf einen Gletscher erhaschen können (Folgefonn-Gletscher). In kühlem Blau strahlt uns der Gletscher entgegen. Wie alt mag dieses Eis wohl sein? Einige Meter weiter dann plötzlich Dutzende von Leuten auf der Straße. Was denn hier los??

Ein etwas größerer Foss stürzt sich mal wieder zu Tale. Fosse und Breene, was wäre Norwegen wohl ohne die? :-) In Odda wird dann erst mal wieder Freßchen gebunkert, man muß ja für den Abend gerüstet sein. Und immer wieder erschrecken die Lebensmittelpreise. Was verdient so ein Norweger eigentlich. Oder machen wir was falsch? Naja, im Urlaub läßt man sich eben nicht lumpen, oder?

Dann die Kardinalfrage: Am west- oder Ostufer hochfahren. Im Führer wird am Ostufer ein zwar guter, aber teurer Camp erwähnt, also nehmen wir das westliche Ende. Am ersten Platz angekommen, müssen wir leider erfahren, daß es keine 'ledige hytter' mehr gibt. Wir haben uns aber so dran gewöhnt, daß wir unbedingt eine wollen. Also bitten wir den Camp-Wart, am nächsten Platz bitte anzurufen. Später werden wir feststellen, daß es eine sehr gute Idee war. Entlang am Fjordufer geht es Richtung Utne, um dann dort links in den Samlafjord abzuzweigen.

Kurz nach Utne wird die Straße dann genial. Ein kleines, meist einspuriges Sträßchen windet sich am Fjordufer entlang. Kurven, Kuppen, einfach genial. Ein Glück, daß wir in keine Kontrolle geraten. Wir fahren uns regelrecht in einen Rausch.

Am Straßenrand immer wieder kleine Stände, an denen Morellers (Kirschen) angeboten werden. Einfach einige Körbchen hingestellt, Kasse daneben und Selbstbedienung. Und das Beste: dieses System funktioniert.

In Herand kommen wir dann an unserem Camp an (Camp Vassel). wir erhalten eine absolut geniale Blockhütte. Relativ neu (schätze mal so 1-2 Jahre alt), mit einem extra Schlafzimmer für zwei Personen, im großen Zimmer nochmals ein Stockbett. Sanitäranlagen ebenfalls vom Feinsten. Waschmaschine, komplette Küche, alles ist da. So machen wir es uns in der Hütte bequem und genießen den Abend. Wie zufrieden man doch mit einem vollen Magen und einem Tässchen Hopfenblütentee doch sein kann :-)

So sitzen wir dann zusammen, um die weitere Tour etwas zu planen. Für den nächsten Tag nehmen wir und dann vor, mal auf den Gletscher hochzufahren, denn es führt eine Straße bis nach oben in ein Sommerskigebiet. Also, um das Fahren etwas angenehmer zu gestalten, wollen wir noch einen Tag länger hier bleiben, um mal wieder ohne Gepäck zu Räubern :-)

Also denn, ab in die Heia!

Sonntag, 07.08.94
Nach einer zu Beginn etwas lauteren Nacht (hallo Stoffel :-) doch recht gut geschlafen. Unser obligatorisches opulentes Frühstück ist ja mittlerweile bekannt.

Nachdem ja am Vorabend die Planug gelaufen war, fragen wir kurz nach, ob wir die Hütte noch eine Nacht länger haben können. Jau, geht klar.

Also dann die Moppeds nur mit uns beladen und los. Der Gletscher ruft. Am Hardangerfjord entlang geht es auf kleinsten Sträßchen weiter. In Jondal unterhalten wir uns kurz mit einem Typ von der Tourist Info, ob man auf den Gletscher hochfahren kann. Klaro :-)

Nur unser Bargeldvorrat schwindet mal wieder. Aber um die Ecke ist ja ein Bargeldautomat, der das Visa-Zeichen trägt. Doch Pustekuchen, nix Kohle. Aber macht ja nix, denn unsere beiden Öschies wollen anschließend ja eh kurz nach Bergen fahren, da wird es ja wohl was geben.

So machten wir uns denn auf den Weg, die Strecke zum Folgefonn hochzufahren. Am Fuß der Strecke der obligatorische unbewachte Briefkasten für die Maut. Da wir kein Kleingeld passend haben, zahlen wir eben später oben.

Leute, die Straße nach oben kann ich Euch leider nur sehr unvollkommen beschreiben. In der Regel so breit, daß ein Auto gerade so fahren kann. Schön in die Landschaft intergriert, schlängelt sich die Straße langsam in die Höhe. Ich nehme immer wieder mal das Gas zurück, sonst passiert noch was. Ein richtiger Fahrrausch.

Nach einiger Zeit fängt dann auch der erste Schnee links und rechts an. Relativ kühl, aber strahlender Sonnenschein. Langsam wandert der Gletscher näher. Allerdings nicht in strahlendem Weiß sondern eher in einem schmutzigen Grau :-(

Am Ende der Strecke dann ein kleiner Schotterparkplatz, der relativ voll ist. Kein Wunder, denn wir sind an einem Gletscherskigebiet angekommen. Ein kleiner Schlepplift zieht die Leute nach oben. Von der Talstation aus sieht das alles nicht sehr einladend aus. Aber auf einigen Bildern im Inneren kann man erahnen, wie es oben weitergeht. Für's nächste Mal ist auf jeden Fall ein Gletscherrundflug mit eingeplant!!!

Nach kurzem Aufenthalt geht's dann wieder zu Tale :-) [10 min später] Schwärm :-)

In Jondal nehmen wir dann die Fähre über den Hardanger. Da Birgit und Gary den Vøringvoss bereits kennen, zu dem wir weiterwollen, steht für die Beiden eben Bergen auf dem Programm. Ich gebe Ihnen meine EC-Karte mit, damit sie mir auch einige Kroners mitbringen können. Nach einigen gemeinsamen Kilometern bis Nordheimsund trennen wir uns.

Am Samlafjord entlang fahren wir bis bis Bruravik, um mal wieder Fähre zu fahren. Unterwegs kommen wir doch glatt an einer Laser-Kontrolle vorbei. Aber dank unserer sehr soliden Fahrweise :-) bieten wir keinerlei Gründe zur Beanstandung.

Da die Fähre aber noch etwas auf sich warten läßt, gönnen wir uns mal wieder einen Grillpölser und füllen kostbaren Sprit nach. Ich kann diese Pølser so langsam nicht mehr sehen, denn etwas geschmackloseres gibt es kaum. Die Dinger schmecken absolut nach nix. Nur die Zutaten lassen die Teile genießbar werden.

Der Rest geht dann recht schnell. Nach einem etwas längeren Tunnel erreichen wir Eidfjord. Von hier aus sind es nur noch wenige Kilometer zum Vöringvoss. Leider hat die Wasserkraft hier ihren Tribut gefordert. Der Wasserfall, früher ein riessiges Spektakel, ist deutlich verkümmert. Der Zulauf wird nur noch über Sommer aufrecht erhalten. Die Tourismusbehörde hat ein Abkommen mir dem dortigen Wasserkraftwerk. Dieses garantiert bis zu einem gewissen Termin eine definierte Wassermenge. Danach wird dem Voss einfach bis zum Frühjahr der Wasserhahn zugedreht.

Aber von den örtlichen Gegebenheiten her ist der Wasserfall sehr imposant. Ca. 300m geht es senkrecht ohne Sicherung den Fels abwärts. Sowas wäre in unseren Landen nicht denkbar. Hier wäre alles mit Stacheldraht und Geländern übergenau abgesichert. Hier stehen einfach ein paar Schilder rum: Achtung!

Leider ist es schon später Nachmittag, so daß wir den Fall nur von oben begutachten können. Aber es würde zu lange dauern, bis wir in der Schlucht nach hinten gewandert wären. Aber er wird ja noch länger fallen, der Fall :-)

Tja, nach einiger Zeit können wir uns dann wieder losreißen und kacheln in aller Gemütsruhe zurück. Wir freuen uns schon darauf, daß uns die beiden Freunde mit gefüllten Fleischtöpfen, heißem Kaffee und freundlichen Worten von unserer späten Tour begrüßen. Gegen 21:30 Uhr kommen wir dann auch im Dunkeln an der Hütte an. Uff, denn es wurde schon recht schattig zum Schluß.

Aber unsere Zwei waren auch erst kurz vorher angekommen, also nix mit Verwöhnaroma! So schlabbern wir noch einen Tee zum Abend, sitzen etwas auf der Terrasse und lassen den Tag Revue passieren. Ach ja, hier könnte ich lange bleiben. wie mag es hier im Winter sein? (Aber auch dies wird noch festgestellt werden!)

So endet dann der Tag wie jeder andere auch, nämlich im Bett :-)

Montag, 08.94
08.94
Leider hat Stoffel noch am gestrigen Abend bemerkt, daß sein Visier defekt ist. So will er heute morgen schon nach Voss vorfahren, um zu erkunden, ob es da evtl. Ersatz gibt. Deshalb steht er deutlich vor uns auf und düst los. Sollte er keinen Erfolg haben, will er nämlich nach Begen, da dies die größte Stadt hier in der Gegend ist.

Birgit, Gary und ich gönnen uns also noch etwas Ruhe und frühstücken dann erstmal gemütlich. Nach der üblichen, aber mittlerweile leicht von der Hand gehenden Packerei legen wir dann auch los.

Auf dem schönen kleinen Sträßchen gehts zurück bis Utne, um von dort die Fähre nach Kvanndal zu nehmen. Mal sehen, wo wir Stoffel wieder treffen.

Tja, bis Voss gibt es eigentlich nix besonderes zu berichten. aber dann. Voss ist eine doch recht große Stadt, mit einem Nachteil: Ein Laden neben dem anderen.

So beginnt die Einkaufsschlacht. Zuerst einmal entern Stoffel und ich einen Camp-Store. Wir haben bei unseren beiden Öschis einen Luxus kennengelernt, nämlich einen kleinen Klappstuhl. Immer nur auf dem Boden rumlümmeln gehört sich einfach nicht mehr in unserem Alter. Also haben wir (besser gesagt nur ich) uns solche gekauft. Ich mir gleich einen mit einer kleinen Rückenlehne. Man gönnt sich ja sonst nichts, oder?

Leider suchen wir vergeblich nach einem neuen Generator für Stoffels Coleman, der ja den Geist aufgegeben hatte. Einige weitere kleine Utensilien bereichern noch unseren Vorrat (z.B. ein kleines Vesperbrett mit integriertem Messer!)

Tja, und da mir die Filme ausgehen, entern wir auch leichtsinnigerweise ein Photogeschäft. Hier werden dann diverse Objektive für unsere Photos gekauft. Stoffel erwirbt ein Zoom für seine Canon, Gary tauscht sein kleines Zoom gegen ein größeres. Und ich bin drauf und drann, mir eine Nikon F4 zuzulegen. Gottseidank hat er aber keine da. Aber zwei gebrauchte Nikon F3. Grumpfl. Seit einiger Zeit will ich mir diese Kamera schon zulegen. Aber bisher konnte mich der Preis doch davon abhalten. Die anderen Drei sticheln immer wieder, aber ich tu's doch nicht.

Ach ja: Stoffel hat sein Visier doch tatsächlich erhalten. Beim einzigen Händler im Ort findet er einen baugleichen Shoei, von dem er das Teil bekommt.

Und weiter gehts auf der E16 in Richtung Gudvangen/Flam. Zum Glück habe ich unseren Reiseführer mal wieder richtig gelesen, sonst hätten wir glatt ein Highlight verpasst. Die Stalheimskleivi! Mittlerweile ist diese Strecke durh einen Tunnel entschärft. In 13 Serpentinen läuft die Straße auf kürzeste Entfernung ca. 400m in die Tiefe. Maximalsteigung bei ca. 20%!!!! Hier mußten früher auch alle LKW durch. Wer die Strecke kennt, bewundert die Trucker. Man kann heute noch viele Spuren erkennen, an welchen die Fahrzeuge aufgesetzt haben.

In Gudvangen dann angekommen, entschließen wir uns endgültig dazu, direkt nach Flam zu fahren. Die Fähre durch einen der engsten Fjorde, den Näroyfjord, haben unsere beiden Begleiter schon mal gemacht. Stoffel und ich planen dies dann eben für die Rückfahrt. Denn in Flam werden sich Birgit und Gary von uns trennen :-( Schade, wir haben uns doch recht wohl mit ihnen gefühlt.

Auf der Vebindung von Gudvangen nach Flam komen wir dann auch durch einen der längsten Tunnels Norwegens mit ca. 12km Länge. Ein Glück, daß ich keine Platzangst habe. Aber es ist schon ein komisches Gefühl, so lange unter der Erde unterwegs zu sein. In Flam sind wir dann schon am Nachmittag.

Kurz mal den Fahrplan der Flambahn gechecked, damit wir weiter planen können. Der Campingplatz in Flam glänzt durch eine absolute Sterilität. Eine riessige neue anlage ohne Charakter. Aber wir wollen eh bloss einen Tag bleiben. Nachdem wir das Zelt aufgebaut und etwas eingekaut haben, wollen wir noch die vorletzte Bahn nutzen. Dadurch haben wir den Tag voll genutzt. Wer weiß, wie es morgen ist.

So, die Flambahn ist von der Streckenführung her ein absoluter Wahnsinn. In ein Hochtal gebettet, schlängelt sich die Strecke auf eine Länge von nur 20km über 860m nach oben. An einer Steilwand geht dies sogar so weit, daß die Bahn im Berg eine Spitzkehre fährt und dann direkt über ihrer eigenen Spur in drei Etagen am Hang hochwindet. Die Strecke wurde im 2. Weltkrieg unter riesigen Kraftanstrengungen zur Materialnachschub der Truppen von Strafgefangenen gebaut. Gary und Stoffel sind trotzdem etwas von der Bahn enttäuscht, da sie eine alte Museumsbahn erwartet hatten. Leider sind es aber modernste Triebwagen, die uns den Berg hoch und runter fahren. Wenn ich mir allerdings vorstelle, mit alten Bremsen hier nach unten zu fahren. Nene, dann sind mir die neuen Wagen doch lieber!

Am Platz wieder angekommen, findet der Abend sein übliches Ende :-) Also etwas Planung, etwas schwafeln und dann ...

Dienstag, 09.08.94
Tja, wie schon gesagt, trennen sich nun die Wege mit unseren Partnern auf Zeit. Die beiden waren schon in Geiranger, was unsere nächste Station werden soll. Sie wollen sich etwas Bergen ansehen gehen und dann noch etwas die Küste unsicher machen. Also gönnen wir uns zum letzten Mal ein großes gemeinsames Frühstück in bewährter Manier (ich glaube nicht, daß sich in nächster Zeit mal Vampire an uns vergreifen! :-)

Nach einem kurzen Adressenaustausch gehts dann solo weiter.

Unser erstes Ziel ist die Stabskirche in Borgund. Bis Aurlandsvangen geht es am gleichnamigen Fjord entlang. Ab dort haben wir dann ein traumhaft kleines Sträßchen unter den Rädern :-) In Lärdalsöyri treffen wir dann wieder auf die E16, auf der es dann an Norwegens lachsreichstem Fluß, dem Lärdal, weiter geht. Man kann am Fluß die Verbauungen erkannen, die gebaut wurden, um an die optimalen Angelplätze zu kommen. Diese Angelplätze sind auf Jahre hinaus bereits verpachtet, und zwar zu stolzen Preisen.

Unterwegs besprechen wir dann noch kurz, zuerst mal einkaufen zu gehen, bevor wir uns der Kirche widmen. Als wir die Kirche dann erreichen, halten wir kurz an. Ab nach Borgund lautet die Devise. Stoffel fährt voraus. Aber weit und breit keine Ortschaft. Als Stoffel das nächste Ortsschild erreicht, falle ich vor Lachen fast vom Mopped. Leider habe ich kein Foto von Stoffels Gesichtausdruck, aber der war göttlich :-) Gibt es doch trotz einer der Touristenattraktionen in Norwegen weit und breit keine größere Ortschaft. Sowas würde es hier nicht geben. Zum Glück finden wir aber einen kleinen Markt , in dem wir unsere Vorräte wieder etwas aufstocken.

Beim Packen stellt Stoffen dann fest, daß ihn sein Shampoo ausgelaufen ist. Eine schöne Sauerei im Koffer. Nachdem das gröbste Übel beseitigt ist, geht's zur Kirche zurück. Die Kirche sieht von aussen recht düster und bedrohlich aus. Ein großer Holzbau, durch die schwarze Farbe recht düster. An dem ganzen Bau soll keinerlei Metall verbaut sein, sondern alles nur aus Holznägeln und Verzapfungen.

Im Inneren der Kirche ist es gelinde gesagt dunkel wie in einem Bärenarsch. Nur durch einige kleine Löcher in den Wänden kommt etwas Licht ins Dunkle. Die (nebenbei recht hübschen) Führerinnen erklären kurz die Geschichte der Kirche und erzählen auch etwas über das Leben in früheren Zeiten. (Leider bekomme ich aber kaum mehr was davon zusammen, so daß ich lieber erst garnix schreibe).

Nachdem wir den Bau einige Zeit auf uns haben wirken lassen, geht's weiter. Einige Touristenbusse (hauptsächlich mit Japanern) macht uns die Entscheidung leichter!

Bis Övre Ardal, einem Industrieort mit vielen Wohnbaracken geht es flüssig weiter. Aber dann schon ein nächster Leckerbissen. Zuerst mal ein wieder mal kleines Verbindungssträßchen über den Berg nach Turtagro und dann in das norwegisch Hochgebirge, das Jotunheimen. Die ist ein Hochgebirgszug mit ca. 200 Gipfeln, z.T. bis fast 2500m hoch. Man merkt deutlich, daß wir in nördlichen Gefilden unterwegs sind. Es wird gelinde gesagt saukalt. Aber was solls. Wir sind ja schließlich keine Weicheier, oder? :-) Wir sehen einige Gletscher und merken uns, daß diese Gegend einen weiteren Besuch erfordert.

Langsam aber sicher führt die Strecke dann wieder bergab in tiefere Gefilde. Es wird auch gleich wieder einige Grade wärmer. Wir nähern uns einem der Wintersportzentren Norwegens, Lom. Mal wieder geht die Rastplatzsuche los. Die Campingplätze quellen fast über. Im Zentrum von Lom angekommen, stehen wir vor einem großen Sporthotel mit Campingplatz und Hütten. Leider sind aber alle Hüten belegt.

So entschließen wir uns dazu, ein Hotelzimmer zu nehmen. Stoffel will unbedingt mal eine richtige norwegische Frokost zu sich nehmen. Einfach ein gutes Frühstück, wie man es eben von großen Hotels gewohnt ist. Am Abend schlendern wir etwas durch den Ort und suchen uns eine Futterkrippe. Wir müssen uns ja auch zeitweise mal von der Qualität der einheimischen Küche überzeugen. Mir hat mein Lachssteak sehr gut gemundet. Allerdings sind die Preise auch sehr happig, wenn man ich ein richtiges Restaurant geht.

Nach so einem opulenten Mahl schläft es sich in einem richtigen Bett dann gleich doppelt so gut. Den Großteil unseres Gepäcks haben wir an den Motorrädern belassen. Überhaupt muß ich sagen, daß ich mich bisher in noch keinem Land so wohlgefühlt habe wie in Norwegen, was die Sicherheit betrifft.

Mittwoch, 10.08.94
Zuerst gibt es das geplante ausgiebige Frühstück, bei dem ich meine Liebe zu einem norwegischen Käse, dem Gudbrandsdals-ost (Ost=Käse) bemerke. Dies ist ein Ziegenkäse, der caramelartig aussieht und leich süßlich schmeckt. Zu Beginn sehr gewönungsbedürftig, aber dann suchterzeugend!

Unsere heutige Etappe wird ziemlich kurz ausfallen, denn wir wollen 'nur' bis zum Geirangerfjord, einem der Magnete in Norwegen. Der S-förmige Fjord wird von so ziemlich jeden Kreuzfahrtschiff, welches nach Norwegen fährt, besucht. Geiranger liegt schätzungsweise 150km im Landesinneren. Die Queen Elizabeth II, die Maxim Gorki und auch das Traumschiff, die MS Berlin waren schon da!

Doch langsam. Von Lom aus fahren wir am Berghotel Grotli vorbei. Anstatt von hier aus direkt nach Geiranger zu fahren, machen wir noch einen kleinen Abstecher auf einer Schotterstraße zum Skridulaupbreen, einem weiteren Gletscherskigebiet. Es herrsh mal wieder Königswetter, also stahlblauer himmel und Sonne satt :-) so mach das Leben Spaß.

Was uns dann auf der Hauptstraße wieder erwartet, ist mal wieder typisch norwegischer Wahnsinn. Zuerst kommen wir am Dalsnibba vorbei. Dies ist ein Hügelchen mit 1476m Höhe. Auf einer Mautstraße leicht schottriger Natur geht es nach oben. Eine Wahnsinnsaussicht erwartet und dort oben. Der Geirangerfjord liegt uns zu Füßen, umrahmt von Bergen. Ich könnte stundenlang dort sitzen und nur Landschaft in mich aufsaugen. Nach einigen Aahs und Oohs fahren wir wieder auf die Hauptstraße runter.

An taktisch günstiger Stelle hat sich ein Same (Lappe sollte man nicht sagen) einen Tourishop aufgebaut. Einige Zelte, die die Lebensweise der Samen zeigen und einige Rentiere lassen uns dort kurz verweilen. Dann beginnt mal wieder ein kleiner Wahnsinn. Mit 20 Spitzkehrer stürzt sich die Straße von noch fast 1100m bis auf Meereshöhe an den Fjord nach unten. Ich lasse den TIGER mal wieder etwas fliegen. Geiranger selber ist eigentlich ein kleines, verschlafenes Nest, welches sich aber voll auf die Touris stürzt, die von den Dampern angebracht werden. Da wir nicht auf den Campingplatz im Ort wollen, fahren wir zum zweiten Platz außerhalb Geirangers. Eine traumhafte Anlage, allerdings gesalzene Preise. Als wir uns nach den Hüttenpreisen erkundigen, bleibt uns erstmal die Luft weg. 450 Kronen für eine Nacht, also fast 110 DM. Allerdings haben diese Hytter allen Komfort, sind im Gegensatz zu den meisten Hütten auch mit fließend Wasser und Dusche ausgestattet.

Da wir hier einige Tage bleiben wollen, entschließen wir uns, eine Hütte zu mieten. In unserem Domizil angekomen, machen wir es uns zuerst einmal häuslich.Mit vollem Magen läßt sich der Preis eher verkraften. Dann nochmals kurz in den Ort um einzukaufen. Allerdings ist der Supermarkt sehr spärlich mit Lebensmitteln ausgestattet, dafür umso mehr Kitsch und Kunst.

In der Hütte liegt auch eine kleine Infomappe aus, in der die Gegend etwas beschrieben wird. Wir überlegen, ob wir uns zu einer Fjordfahrt mit der großen Fähre durchringen sollen. Zur Alternative steht: Ein Motorboot :-) Tja, ihr ahnt wohl, zu was wir uns entschieden haben. In dieser Badewanne sind wir selber Kapitän :-) Also vor zur Info und so ein Teil gemietet.

Bei diesem Wetter macht es doppelt Spaß, den Fjord entlangzufahren. Im Fjord gibt es drei bekanne Wasserfälle (Sieben Schwestern, Brautschleier und Bräütigam), an die wir direkt hinfahren können. Das Wasser im Fjord ist glasklar.

Wir sind knapp 3 Stunden unterwegs, hätte aber gerne noch länger dauern dürfen. Aber jeder Spaß hat bekanntlich mal ein Ende. So beschließen wir dann den Abend auf unserer Terasse, die Sonne hinter den Bergen verschwindend. Ich möchte gerade mit niemandem tauschen.

Heute Nacht haben wir dann sogar den Luxus von getrennten Schlafzimmern. Trotzdem ertönt das mittlerweile schon zur Gewohnheit gewordene monotone Sägewerk namens Stoffel, so daß ich noch eine Weile wach liege und die letzten Tage Revue passieren lasse. Leider haben wir nur noch etwas über eine Woche, bevor dieser bisher doch überwiegend schöne Urlaub endet.

Bisher war ich ja begeisterter Sahara-Urlauber. Aber auf Grund der momentanigen Situation in Nordafrika habe ich einen absolut traumhauften Ersatz gefunden. Mir fehlt zwar etwas die Wüste, aber die Schönheiten Norwegens (wie meint der dies denn jetzt nur?) entschädigen doch sehr.

So lasse ich mich denn auch langsam aber sicher vom Schlaf übermannen und............

Donnerstag, 11.08.94
So, heute wollen wir uns den Trollstigen vornehmen. Die Frühstücksorgien sind ja nun mittlerweile bekannt :-), also los. Bereits die Adlerstraße ist ein erster Genuß. In 11 Spitzkehren schlängelt sich die Straße den Hang hoch. Und dies alles mal wieder ohne Gepäck, da kommt Freude auf.

Immer wieder halten wir kurz an, um die Aussicht über den Geirangerfjord zu genießen. Und auch bei dieser Fahrt zeigt sich wieder die doch sehr partnerschaftliche Fahrweise der Skandinavier. Wann immer ein solcher vor uns unterwegs ist, macht er bereitwillig Platz, sobald er uns im Rückspielgel erkennt. Als Hemmschuh erweisen sich wie üblich (leider bestätigt sich dieses Urteil immer wieder) WoMo-Fahrer, die ein D am Heck kleben haben.

Man sollte diesen Fahrern doch erst einmal ein Fahrtraining mit dem WoMo zukommen laassen, bevor sie sich dann auf so eine Tour wagen. Naja, mit dem Mopped ist es aber meist kein Problem, dann doch eine geeignete Stelle zum überholen zu finden :-)

Durch eine wunderschöne Landschaft geht es in Richtung Eidsdal. Immer wieder vorbei an Erdbeerfeldern und Kirschplantagen. Vor allem die Jordbär-Felder duften schon fast penetrant. Wer diese oder Morellers haben will, hält einfach an einem Stand am Straßenrand an. Einfach eine Schale einpacken, das Geld in eine Box werfen. Damit hat es sich dann auch. In Eidsdal kommt dann mal wieder eine der mittlerweile schon gewohnten Fähren, um weiter zu kommen. Immer wieder eine kleine kurze Unterbrechung, um sich in Ruhe die Landschaft anzusehen. Auf diesem Minidampfer kommen wir kurz mit einem schwedischen Biker in Kontakt. Er erzählt und, daß es heute an der Trollwand wieder mal zu einem (illegalen) Sprung kommen soll.

Die Trollwand ist eine der höchsten, senkrecht abfallenden Wände in Europa. Mit einer freien Höhe von ca. 1800m schon gewaltig. Einige Abenteurer haben dies natürlich auch erkannt und fingen an, diese Wand für Fallschirmsprünge zu nutzen. Auf Grund einiger tödlicher Unfälle ist diese Springerei dann aber verboten worden. Trotzdem versuchen es immer wieder einige 'Todesmutige', sich von der Wand zu stürzen. Und eben an diesem Tag sollte so ein Sprung stattfinden. Leider wußte der Schwede aber auch nicht mehr als dieses Gerücht. Also mal abwarten.

Vom Ankunftsort Valldal aus geht es dann weiter wie gehabt. Durch schöne Hochtäler kurven wir bergauf und bergab durch die Berge. Das Wetter spielt auch mit, auch wenn es nicht unbedingt als heiß zu bezeichnen ist. Aber es macht einfach Laune, das Mopped mal zügig, mal gemütlich durch diese wunderschöne Landschaft zu treiben.

Und dann ist es soweit. Wir sind am berühmten Trollstigveien angekommen. Zuerst mal treffen wir auf einen großen Parkplatz, der gut bevölkert ist. Da wir ein leichtes Hungergefühl verspüren, jedoch keinen Milchreis dabeihaben :-), genehmigen wir uns eine Pause, bevor wir uns ebenfalls den Berg hinabstürzen. Das angegliederte Trollmuseum hat leider wegen Renovierung geschlossen.

Also dann weiter, den Massen hinterher. Wir lassen die Moppeds an der Straße stehen und latschen einen kleinen Fußweg zu einer Aussichtsplattform. Es ist wieder mal beeindruckend, wie es die norwegischen Straßenbauer fertiggebracht haben, eine Straße in diese Landschaft zu legen. Eine fast senkrechte Wand hinab schlängelt sich dieses Wunderwerk der Baukunst. Vor uns erstreckt sich ein wunderschönes Tal. Aus unserer Adlerperspektive können wir wunderbar den Verlauf der weiteren Route erkennen. Spaßig, wie die WoMos sich um die Kehren quälen.

Tja, und dann passierte es :-) Als wir zu den Moppeds zurücklaufen, nimmt das Unglück seinen Lauf. Ein IXS-bekleideter Moppedfahrer kommt zielstrebig auf mich zu und begrüßt mich mit einem 'Hallo Wolfgang'. Umpf, bin ich jetzt schon so bekannt, daß ich sogar in Norwegen nicht mehr sicher bin. Thomas, so heißt der Bub, hatte mich wiedererkannt. Wir hatten uns einige Zeit vorher auf dem Tourer-Treffen im Stubaital kennengelernt und auf Grund des Moppeds hat er dann sofort erkannt: Das isser :-)

Thomas war auf dem Rückweg von einem Nordkapp-Trip, den er alleine in Angriff genommen hatte. Nach einer kleinen Besprechung, wie er und wir die nächsten Tage weiter geplant hatten, entschließt er sich freudig, uns die nächsten Tage zu begleiten. Der Trollstig ist ja (leider) unser nördlichster Punkt, ab jetzt geht es langsam wieder in Richtung Heimat. So kommt Thomas in den Genuß, den Weg nochmals mit uns nach unten zu fahren, da er aus der anderen Richtung gekommen war.

Doch hier steht jetzt das französische Wort mit dem großen M am Anfang. M.... (ach ja, erde steht hinten dran) :-) Meine Bremsbeläge hinten sind endgültig am Arsch. Ich höre nur noch das ekelhafte Geräusch, wenn Metall auf Metall bremst. Dann muß es eben nur mit der Vorderbremse gehen. Todesmutig stürzen wir uns denn zu Tale. Natürlich wollen wir den kurzen Abstecher zur Trollwand machen. Auch wenn wir wahrscheinlich den Sprung nicht zu sehen bekommen, wollen wir zumindest den Berg erblicken.

Und dort angekommen, ist es scheon ein sehr imposanter Eindruck. Eine riessige Wand steht da in der Gegend rum. Ich kann schon verstehen, daß diese Wand reizt. Man kommt sich plötzlich wie ein kleines Licht vor. Ich selber kann mich nur schwer von der Landschaft losreisen. Aber die Zeit bleibt leider nicht stehen.

So machen wir uns denn dran, wieder Richtung Geiranger zu fahren. Kurz vor Valldal stürmen wir dann noch einen Shop, um unsere Vorräte wieder etwas aufzufüllen. Und hier finden wir auch ein Sixpack TUBORG Grønøl zu einem annehmbaren Preis. Also eingepackt, damit wir heute abend mal ein kühles Blondes genehmigen können.

In Geiranger wieder angekommen, wird Thomas bei uns einquartiert. Die Hütte ist ja groß genug. Am Abend sitzen wir denn gemütlich zusammen und Thomas erzählt etwas von seinem Trip ans Kap. Da ich selber schonmal da war, macht es Vergnügen, mal zu hören, wie es momentan dort aussieht. Und beide kommen wir einstimmig zu dem Entschluß, daß es zwar schön ist, einmal dort gewesen zu sein, daß aber eine Wiederholung nicht unbedingt notwendig ist. Es ist einfach zu vermarktet dort oben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Touri-Attraktionen in Norwegen.

Freitag, 12.08.94
Nachdem auch Thomas von den Vorzügen unseres Morgenmampfes überzeugt wurde :-) (wegen einer Eiallergie allerdings ohne selbige), wollen wir heute das Vestkapphuset besuchen gehen. Die Norweger haben einfach einen weit westlich liegenden Punkt in einer einsamen Gegend als Publikumsmagnet erkoren und einen Anlaufpunkt dort errichtet.

Da wir doch deutlich später los sind als sonst üblich, heißt es nun nicht mehr trödeln. Gleich nachdem wir aus dem Geirangertal raus auf der Hauptstraße zurück sind, geht es gleich wieder in einen längeren Tunnel. Leider ist es heute nicht allzu warm. Man merkt doch, daß wir etwas nördlicher sind.

Unterwegs geht dann mal wieder die Suche nach einem Geldautomaten, um unseren Vorrat aufzufüllen. Nebenbei finden wir auch einen wunderschönen Pub, in dem wir uns mal wieder eine Tass Kaff gönnen. Weiter geht es vorbei an Seen in Richtung Nordfjorden. Die Landschaft wird etwas 'langweiliger', als wir uns so langsam der Küste nähern. Es wird auch immer kälter, geschätzt so um die 5 Grad :-(

Das Vestkaphuset ist dann eine einzige Enttäuschung. Ein Schnellrestaurant auf einem Fels. Man hat zwar eine schöne Aussicht über die undendliche Weite des Atlantiks, aber das war's auch schon. Die nächste unangenehme Überraschung dann in dem 'Restaurant'. Zum Aufwärmen wollen wir uns einen Kaffee gönnen. An der Theke stehen wollen wir uns gerade einen Kaff einlassen, als uns die Bedienung fragt, was wir denn essen wollen. Da wir aber keinen Hunger haben, eigentlich nix. Sagt uns die Tante: Wenn wir einen Kaffee wollen, müssen wir aber auch was essen. Verzehrzwang in dem Schuppen :-( War also nix mit Kaffee.

Mittlerweile ist es doch schon später Nachmittag, also höchste Zeit, den Rückweg anzutreten. Also einen kurzen Blick auf die Karte, ob wir eine Alternative haben. Na klar, Straßen gibt es genug. Nur haben wir die Rechnung ohne die norwegischen Fähren gemacht :-(

Obwohl das Wetter noch trocken ist, gibt uns der Himmel doch schon die ersten Vorboten von Regen zu erkennen. Also flugs auf den Weg gemacht. Zuerst geht es noch gut voran. Immer an der Küste entlang geht es zuerst mal bis Syvde. Tja, bis wir dann zur ersten Fähre in Lauvstadt kommen. Natürlich ist keine Fähre da, als wir ankommen. Sind wir ja gewohnt. Also einen kurzen Blick auf die Timetable geworfen. Schande, die nächste Fähre geht erst in eineinhalb Stunden. Hmm, dann warten wir eben. Jaja, wer jetzt lächelt, weil er was ahnt, hat natürlich recht.

Ich habe mich beim Lesen doch glatt vertan. Dieses Scheißteil fährt natürlich nicht, da Wochenende. Bis wir aber den Irrtum bemerken, ist es aber doch schon später. Jetzt kommen wir so langsam in Zeitnot, denn es sind noch gut 200km bis nach Geiranger zurück. Laut Karte gibt es eine Möglichkeit, um diesen Nebenfjord auf einem kleinen Sträßchen zu umgehen. Tja, was ist jetzt schneller. Auf die nächste Fähre zu warten oder fahren. Da uns das Warten aber zum Geist raushängt, fahren wir los. Von der Strecke her ein Traumsträsschen. Zum Teil auf Schotter, immer direkt am Wasser entlang. In Volda angekommen, sind leider auch schon die Supermärkte zu. Also gleich weiter über Orsta nach Säbo.

Um wenige Minuten verpassen wir hier die Fähre. Also wieder ist warten angesagt :-( Damit dürfte dann auch unser Plan, von Hellesylt aus mit der Fähre durch den Geirangerfjord zurückzuschippern, gestorben sein. Es beginnt dunkel zu werden, als die Fähre endlich eintrudelt. Nach kurzer Überfahrt nach Leknes beginnt es endgültig zu regnen. Und dann gleich die nächste, in diesem Fall unangenehme Überraschung. Es geht über eine durch den Regen recht schmierige Erdpiste weiter. Womit haben wir dies heute verdient? Tja, aber was solls. Wir kämpfen uns eisern weiter.

Die Temperaturen fallen immer weiter, der Regen nimmt zu. Und wie gedacht, geht natürlich keine Fähre mehr von Hellesylt aus. Wir haben endlich einen Fährplan der Gegend. So heist es denn für uns, ca. 150km 'Umweg' zu fahren, damit wir wieder nach Geiranger kommen. Dies sollen unsere schlimmsten Kilometer werden. Bis Kjos geht es noch so einigermaßen. Aber dann geht es los. Dichter Nebel zieht auf. Zum Teil können wir nicht schneller als 40-50km/h fahren. Diese Scheißvisiere beschlagen immer wieder :-(

Wir nähern uns so langsam Mitternacht, es wird immer kälter. Um es kurz zu machen, wir dachten unterwegs öfters dran, uns einfach irgendwo einzuquartieren. Es sind absolut übelste Bedingungen. Als wir wieder in das Geirangertal abbiegen, liegen noch ca. 35km vor uns. Für die brauchen wir noch über eine Stunde. Regen, immer dichterer Nebel zwingen uns zum Teil, mit erhöhter Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Dann liegt auch noch Schnee :-( Es wird immer schöner. Gegen 1:30 Uhr sind wir dann endlich in unserer Hütte. Total erledigt fallen wir in unsere Betten. Zum Glück haben die Hytters sehr gute Heizungen, so daß wir guter Hoffnung sind, daß unsere Klamotten bis zum Aufstehen wieder trocken sind.

Samstag, 13.08.94
Nach einer erholsamen Nacht sind wir verständlicherweise nicht gleich um 7:00 Uhr wach. Also ist erstmal auspoofen angesagt. Nur haben wir die Hütte heute abzugeben. Bei einer Krisensitzung während des Frühstücks beschließen wir, falls möglich, mal wieder einen Tag zu pausieren.

Ich dackle also zur Rezeption, um zu fragen. Klar, bei dem Wetter haben wir gute Chancen. Und siehe da, die Hütte ist nicht verbucht. Also schnell zurück ins Trockene. Nur haben wir recht bescheidene Vorräte, um den Tag zu überleben. Also opfern sich Thomas und Stoffel, um mal nach Geiranger reinzufahren. Uns gelüstet es nach etwas deftigerem Essen.

Doch Geiranger ist nur auf den Besuch von Luxustouris mit den Fähren sio richtig ausgerüstet. Bis auf Souveniers hat der Supermarkt nur Kleinigkeiten zu bieten :-( Also beschließen die beiden, auf größere Einkaufstour zu gehen, trotz des miesen Wetters. Der Fjord geht nahtlos in den Himmel über, zumindest was die Luftfeuchtigkeit ausmacht.

Ich mache es mir gemütlich, räume etwas auf und spüle Geschirr. Danach, da es ja sonst nix tu tun gibt, schmeiss ich mich auf die Koje und lese etwas. Zwischendurch fallen mir auch immer wieder mal die Augen zu. Aber, wer schläft, sündigt bekanntlich nicht. Immerhin bereite ich alles soweit vor, daß die beiden Einkäufer mit einem warmen Tee begrüßt werden können.

Als sie dann deutlich nach Mittag wieder eintrudeln, fällt mir nix mehr ein. Die sind doch tatsächlich bis Andalsnes gefahren, um Einkaufen zu können. Das sind einfache Strecke gute 100km. Reife Leistung bei diesem Sauwetter. Zur Belohnung mache ich mich dran, das Essen zu kochen. Mit Hackfleisch, Tomaten und etwas Gewürzen (ratet mal, welches?) mache ich einen großen Pott Pasta. Dazu wird ein gut gekühltes Grønøl serviert.

Mit fast platzenden Mägen gammeln wir dann den Tag so vor uns hin, halten uns mit Erzählungen von weiteren Touren bei Stimmung. Auch fällt der Beschluß, morgen auf jeden Fall weiterzufahren, egal wie das Wetter ist. Wir können ja alles im Trockenen einpacken. Auch planen wir schon die nächsten Urlaube :-) Wir haben ja Zeit. Und spätestens jetzt wird auch klar, daß die Entscheidung für die Hütte die richtige Wahl war. Bei diesem Hundewetter im kleinen Zelt liegen, sich nicht rühren können. Nein Danke. Dies hat uns schon im Lysefjord gereicht.

Ansonsten gibt es zu diesem Tag nichts weiteres zu sagen. Wir gammeln eben rum, bis es Zeit wird, sich in die Kiste zu hauen. Sleep well. Und alle träumen vom Geirangerfjord im schönsten Wetter. Reiner Zweckoptimismus. Zum Glück haben wir unsere Fjordfahrt gleich noch am ersten Tag hier bei schönstem Wetter gemacht.

Sonntag, 14.08.94
Mit tiefen Wolken begrüßt uns der neue Tag. Aber wie schon gesagt, wir wollen heute auf jeden Fall weiter, denn wir wollen nicht die letzten Urlaubstage nur in der Hütte vergammeln. Also frohen Mutes die Mühlen bepackt, ist ja mittlerweile Routine.

Als wir erneut am Dalsnibba vorbeikommen, soll Thomas sich die Chance nicht entgehen lassen. Er fährt kurz mal nach oben, hat allerdings im Gegensatz zu uns das Pech, oben auf recht dicke Suppe zu treffen. Als er nach einer kleinen Panne wieder bei uns ist, machen wir nochmals bei dem Lappen (oder Samen, wie sich die Leute selber nennen) eine kurze Pause. Ich decke mich noch mit etwas Elch- und Rentiersalami ein, die zwar gewöhnungsbedürftig, aber gut schmeckt!

Heute soll es unseren Breen-Tag geben. Wir wollen einige Gletscher abfahren. Uns erwarter das Gebiet des Jostedalsbreen, einem riesigen zusammenhängenden Gebiet. Viele der Gletscherzungen sind entweder per Straße oder per Fußweg zu besichtigen. Als erstes fahren wir an den Kjenndalsbreen. Über eine Privatstraße auf schönstem Schotter erklimmen wir die letzten Höhenmeter bis die 'Straße' endet. Ab hier ginge es nur noch zu Fuß weiter. Ist uns heute aber zu weit und zu stressig. Aber der Platz steht auf der to-do-Liste für eines der nächsten Male. Auf dem Rückweg geht es wieder an einem wunderbar gelegenen Hochsee vorbei.

Ein Einfahrt später, an der Straße zum Briksdalsbreen, geben wir gleich Gas. Einige Reisebusse sind noch zu erkennen, wie sie in diese Richtung fahren. Nein danke, wir suchen lieber die etwas abgelegeneren Ecken auf!

In Skei biegen wir dann Richtung Gletscher ab. Diese Strecke führt durch einen ca. 7 km langen Tunnel unter dem ganzen Gletschergebiet durch. Das Wetter sieht immer noch nicht allzu einladend aus. Kalt, grau und windig. Wir treffen in Skei einige Bustouristen aus Bayern, die uns etwas erstaunt begutachten. Wie kann man nur so Urlaub machen. Wir denken uns unseren Teil :-)

Die weitere Strecke hängt von der Geschwindigkeit der norwegischen Tunnelbauer ab. Wir wissen nicht genau, ob der Tunnel von Fjärland bis Sogndal schon offen und befahrbar ist. Falls nicht, steht eine längere Fährfahrt auf dem Programm.

Doch zuerst mal weiter. Kaum sind wir aus dem Tunnel wieder draussen, begrüßt uns gleich ein leuchtend blauer Himmel mit Sonne satt. Ja, Norwegen ist doch ein schönes Land. Auf der linken Seite leuchtet uns ein Gletscherarm mit z.T. blauem Gletschereis entgegen. Man kann bis auf ca. 300m an den Gletscherfuß ran. Ein bewirtschafteter Rastplatz lädt zum Verweilen ein, also Tass Kaff und futtern ist angesagt. Immer wieder kann man das Knallen von berstendem Eis hören. Wir können einige kleinere Abbrüche beobachten. Da sind wirklich Urgewalten am Werk. Ehrfürchtig legt sich auch gleich die Super Tenere von Thomas zur Seite :-( Aber es ist nix passiert.

Weiter geht es dann Richtung Fjärland. Der Tunnel ist noch nicht offen, also müssen wir auf die Fähre warten. Es soll eine der schönsten Fahrten werden. Fast eineinhalb Stunden können wir langsam den Fjord an uns vorbeigleiten lassen. Leider wird diese Linie eingestellt, sobald der Tunnel offen ist. (Mittlerweile ist dieser Tunnel geöffnet!)

In Hella angekommen, ist es mittlerweile 22:00 Uhr, also höchste Zeit für eine Schlafstätte. Aber leider alle Hütten und Zimmer voll. So landen wir kurz nach Sogndal auf einem Campingplatz, der allerdings durch vorangegangene Regenstürme total aufgeweicht ist :-( Eine große Sauerei. Ankommen, auspacken, schlafen. Das war's für heute. Mal sehen, wie es morgen weitergeht!

Montag, 15.08.94
So, unsere letzte Woche hat nun leider begonnen. Zwar trocken, aber doch sehr bewölkt zeigt sich der neue Tag.

Von Sogndal aus machen wir eine kurzen Abstecher zur ältesten Stabskirche Norwegens, nach Urnes. Und wieder einmal nur per Fähre zu erreichen. Wir lassen die voll bepackten Moppeds am Hafen stehen und fahren bei mittlerweile schönem Sonnenschein über den See. Auch diese Kirche ist sehenswert, allerdings nicht so düster wie die in Borgund. Nach ca. einer Stunde geht es zurück. Heute steht ein weiteres Schmankerl auf dem Plan.

Wir wollen Die Fähre Kaupanger-Gudvangen nehmen, die durch einen der engsten Fjorde führt, den Näroyfjord. Von Kaupanger ab dauert die komplette Fahrt fast dreieinhalb Stunden. Also, auf der Fähre sofort einen Logenplatz am Bug gesichert und es kann losgehen.

Es ist einfach überwältigend, diese Kontraste zu erleben. Die umliegenden Berge bis über 2000m hoch, schneebedeckt. Und gleich daneben die Fjorde. Die Einfahrt in den Näroyfjord ist beeindruckend. Ich schätze mal die Einfahrt auf höchstens 70m Breite. Der Fjord selber wird zum Teil deutlich schmaler. Und wenn man dran denkt, daß die Fjorde zum Teil über 1000m tief sind, kann man sich vorstellen, welche Urgewalten früher hier mal gearbeitet haben, als die Gletscher langsam aber sicher vorgedrungen sind.

Leider ist diese Fahrt viel zu schnell am Ende. Aber dabei reift in mir der Plan, wie eine weitere Reise nach Norwegen mal aussehen könnte. Mit dem Mopped bis Bergen hoch, dann mit den Postdampfern auf der sogenannten Hurtigrouten ab in den Norden bis Kirkenes um's Nordkapp rum. Und dann von dort aus mit dem Mopped wieder gemütlich in den Süden. (Verdammt nochmal, wo sind die Fährpläne. Ähm, wann hab ich nächstes Jahr Urlaub??? :-)

Und wie viele andere, geht auch diese Fährfahrt einmal zu Ende. Also wieder ausgeschifft und weiter gehts. Die nächsten Kilometer kennen Stoffel und ich schon von der Herfahrt. Kurz nach dem Stalheimsveije, an dem wir schon auf der Herfahrt waren, finden wir einen schön angelegten Platz mit recht preiswerter Hütte. Der Typ an der Theke ist ebenfalls Biker (auch wenn er nur eine Harley hat :-) Und wieder mal steht anschließend ein kleiner Einkauf auf dem Plan. Wir fahren wieder mal einige Kilometer (ca. 20), bis wir an einen Supermarkt kommen.

Thomas und Stoffel fahren anschließend nochmals den alten Weg über den Berg, um es ohne Gepäck richtig zu genießen. Wir haben ja vorher den Tunnel genommen, da wir ja nicht wußten, wo wir eine Unterkunft finden. Am Abend werde ich dann von den Beiden etwas aufgezogen, da wir ja am nächsten Tag wieder in unsere Einkaufsmetropole Voss sind. Den ganzen Abend darf ich mir die Worte NIKON und F4 anhören. Aber meine A1 ist doch eigentlich völlig ausreichend für meine Zwecke. (Aber hätten tät ich sie schon gerne, die F4! Wer diese Kammera kennt, weiß warum. Wer nicht, verpaßt auch nix!)

Seit einigen Tagen hat es sich dann eingespielt, daß wir statt Kaffee uns abends einen Tee (oder auch mehrere gönnen). Wir sitzen dann am Abend gemeinsam über der Karte, um die letzten Tage zu planen. Laut Platzwart können wir auch auf schönes Wetter vertrauen. Aber .....

Dienstag, 16.08.94
Neuer Tag, neue Sonne :-) Es scheint doch so, als ob unser Platzwart recht hat. In schönstem Blau zeigt sich Norwegens Dach, als ob es garnicht anders geht.

Natürlich bekomme ich auch zum Frühstück wieder die Frotzeleien zu hören. In Voss dann angekommen, erkundige ich mich dann doch unvorsichtigerweise auch mal nach dem Teil. Gottseidank hat er keine da. Wer weiß, wie dies ausgegangen wäre. Aber zwei alte F3 stehen als Gebrauchte im Fenster. NEIN, NEIN, NEIN. Raus hier. Dafür verdient der nachbarliche Campingshop noch etwas an mir. Ich hole mir einen neuen Schlafsack von Ajungilak, da mein alter ein Riesenteil ist. Der Neue brauch bei besseren Leistungen nur ein Drittel an Platzbedarf. So macht es Spaß. Leider gibt es laut diesem Händler ein Zelt von Haglöffs, welches ich mir noch mitnehmen wollte, nicht in Norwegen.

Aber hier gleich mal ein Tip: wer nach Skandinavien fährt, sollte sich vorher mal die Adressen der hiesigen Hersteller raussuchen und den einen oder anderen in seine Route mit einbauen. Zeitweise lohnen sich die Preise doch sehr im Vergleich zu den deutschen Preisen.

Von Voss aus geht es dann wieder in Richtung Hardangerfjord. In Eidfjord wollen wir noch eines der größten Wasserkraftwerke besichtigen. Allerdings sind wir bereits außerhalb der Saison, deshalb ist das Kraftwerk bereits für den Besucherverkehr geschlossen. Das besondere an diesem Kraftwerk ist der Bau. Als das Werk geplant wurde, ist auf Umweltschutz viel wert gelegt worden. So durfte das Maschinenhaus nicht die Landschaft verschandeln. Aus diesem Grunde ist diese Halle komplett in den Fels gesprengt worden. Leider habe ich meinen Reiseführer mit den Daten nicht mehr, aber so aus dem Kopf raus war die Halle über 200m lang und gut 50m hoch. Schade, hätte mich sehr interessiert.

Wir fahren dann auf einer kurvenreichen Strecke wieder in Richtung des Vöringfoss. Das alte ehemalige Berghotel, mittlerweile etwas heruntergewirtschaftet, reizt trotzdem zum Bleiben. Leider kann ich die beiden anderen (und auch mich selber) nicht vollständig zum Bleiben uberzeugen. So macht Thomas einige Fotos und weiter gehts. Wir fahren jetzt auf die Hardangervidda, einer riesigen Hochebene, die komplett unter Naturschutz steht.

Man muß dieses Gebiet einmal gesehen haben, beschreiben nutzt hier nix. Also Leute, sattelt die Hühner und ab gehts. Hier oben findet auch viel Skisport statt, so daß es genug Unterkünfte gibt. Allerdings außerhalb der Saison muß man evtl. etwas nach den Schlüsselinhabern suchen. Wir sind jedoch recht zufrieden mit unserer Unterkunft. Wir merken allerdings schon, daß es doch etwas später im Jahr ist und wir in höhere Regionen sind. Es ist doch schon fast kalt zu nennen, was hier noch an Temperatur herrscht.

Irgendwann komme ich auch mal mit nem WoMo im Winter hierher.

So, mal sehen, was die nächsten Tage Richtung Küste noch so bringen werden.

Mittwoch, 17.08.94
Der Morgen empfängt uns kühl, aber trocken. Heute wollen wir gemütlich an der Hardangervidda vorbei dann Richtung Süden abdriften und uns die Region Telemark noch etwas zu Gemüte führen.

Doch bereits nach einigen Kilometern können wir sehen, daß unser Plan gelinde gesagt in's Wasser fällt. Die ganze Vidda von dunklen Wolken überzogen. Bereits nach einigen Kilometern sind wir gezwungen, uns in Gummi zu kleiden. Scheißwetter :-(

So quälen wir uns denn weiter in Richtung Geilo. Hier fallen wir dann bei der Firma Brusletto ein. Die ist eine sehr renomierte Messerfirma. Und der Werksverkauf bietet einiges. Leider schlagen wir viel zu wenig zu. Später in Deutschland ärgern wir uns ganz gewaltig. Aber die Firma wird ja noch weiter existieren.

Um dann weiter nach Kongsberg zu kommen, haben wir zwei Möglichkeiten. entweder die längere, aber bessere Strecke durch das Hallingdal nach Hönefoss (Sitz von Ajungilak) oder auf einer kleineren Strecke durch das Numedalen. Bei schönem Wetter würde ich auf jeden Fall die zweite Variante empfehlen. Trotz des Wetters nehmen auch wir diese Piste.

In Kongsberg gibt es ein Silbermuseum, welches besichtigt werden kann. Auch gibt es dort in der Nähe ein Schiffshebewerk, das noch auf unserer Liste steht. Aber das Wetter drückt doch sehr auf die Laune.

Bei einem Tank- und Kaffeestopp unterwegs mache ich Stoffel einen Vorschlag: Stattweiter im Regen rumzugondeln, stramm durch bis zur Fähre und versuc0hen, statt der geplanten Tour am Freitag nachts bereits heute Nacht Richtung Dänemark zu schippern. Stoffel ist skeptisch. Aber dann kommt die rettende Idee. Wir telefonieren kurz mit der Reederei in Oslo, ob eine Umbuchung von Kristiansand nach Oslo möglich ist. Ja! Also flugs mündlich gebucht, die Tour von Thomas nach Oslo geplant, da er über Trelleborg zurückfährt.

Wie auf Wunsch hört es auch zu regnen auf. Hmmm, doch nochmal alles umwerfen? Nein, der Entschluß ist gefallen. Ab zum Fährhafen nach Oslo. Der weitere Weg gestaltet sich dann recht zügig, damit wir rechtzeitig zur Fähre kommen. In Kongsberg kommt dann der Moment der Trennung. Kurzer Adressenaustausch und Thomas ist wech. Schade, war ein angenehmer Reisepartner.

Ab Drammen hat uns dann die Zivilisation endgültig wieder. Eine vier- bzw. sechsspurige Autobahn Richtung Oslo mit dem entsprechenden Verkehr. Und dann ist diese Bahn auch noch Mautpflichtig. Aber, wie ich erfreut feststelle, für Moppeds gratis. Allerdings ein Stau, der uns ganz gewaltig auf den Keks geht. Über drei Wochen jetzt recht wenig Verkehr und dann innerhalb von Stunden diese Umstellung :((((

Zu allem Überfluß fängt es dann auch nochmals an, fürchterlich zu schiffen. Da ich allerdings bereits das Fährkai sehen kann, kann mich nix mehr halten. Auf der eigentlich reservierten Taxi- und Busspur ziehe ich nach vorne durch. Ich habe nacher eine trockene Kabine, da ist mir jetzt alles egal! Am Kai angekommen, geht es gleich zum Ticketshop, unsere Umbuchung vornehmen. Kein Problem. Wir haben dann noch ca. eine Stunde Wartezeit bis das Schiff kommt. Ein recht großer Dampfer mit allem Komfort.

Wir stellen die Maschinen ab und entern unsere Kabine. Zuerstmal eine Dusche, frische Klamotten.

Danach untersuchen wir etwas das Schiff. Es ist alles da, was gebraucht wird. Diverse Restaurants, Spielhallen, Disco usw. Wir überlegen kurz, was wir uns zum Abend gönnen. Die Wahl ist schwer. Ein Italiener, ein Steakhouse, Käptn's Pub und weitere Leckereien warten auf Kundschaft. Wir entscheiden uns für das skandinavische Buffet, was sich als hervorragend herausstellen sollte. Allerdings ist der Kellner zu Beginn nicht sehr begeistert, daß wir in seine Ecke geführt werden. Er gibt uns einen Platz am Rande, direkt neben den Offizieren des Schiffes. Und die haben 'beste Lage', direkt am Panoramaheck. So haben wir zum Essen einen phantastischen Blick, wie der Oslofjord im Sonnenuntergang an uns vorbeigleitet.

Wir gönnen uns zwei Flaschen Wein zum Essen, der Kellner wird auch freundlicher. Das Buffet lohnt sich. Alles nur vom Feinsten, kalt und warm, Fisch und Fleisch. Alles, was das Herz begehrt nach unserer langen Enthaltsamkeit :-) So sitzen wir dann bis ca. 23:00 Uhr bis der Kellner abkassiert, da das Restaurant schließt.

Macht ja nix, es gibt ja weitere Möglichkeiten. So entern wir noch eine Bar, um uns einen Schlummertrunk zu gönnen. Die geben sich echt Mühe. Ein komplettes Entertainmentprogramm wird durchgezogen. Kurz nach Mitternacht machen wir uns dann auf den Weg in unsere Kabine, da wir noch einige Kilometer vor uns haben. Mit einem kleinen Umweg über die Disco, die allerdings noch geschlossen ist, gehts dann zurück. Dabei entdeckt Stoffel, daß es auch noch eine Panoramabar ganz oben gibt. Ich will allerdings nur in meine Koje.

Nach einer Weile, ich war gerade am Einschlafen, stürmt Stoffel dann die Kabine. Er hatte noch einen Banker in der Bar kennengelernt, mit dem er einige Whisky getestet hatte :-) Das monotone Rumoren der Maschinen sorgt mit unserem Alkoholspiegel schnell dafür, daß wir schnell und tief schlafen.

Donnerstag, 18.08.94
Gegen sieben Uhr quälen wir uns aus der Koje, um in Ruhe zu frühstücken. Vielleicht vertreibt ja ein gutes Frühstück entweder unsere Laune oder die draußen hängenden Regenwolken :-(

Aber es wird nix draus. So latsche ich dann nochmals mürrisch durch den Supermarkt, um meine letzten Kronen unters Volk zu bringen. Ein Plüschelch und weitere Kleinigkeiten wechseln den Besitzer. Die allerletzen Münzen wandern dann noch in einen einarmigen Banditen. Weg mit dem Münzgeld.

In Hirtshals angekommen, können wir uns gleich wieder in die Regenkombi werfen. Ich habe ja meine Gore-Tex-Kombi, aber Stoffel darf's Platik bemühen. Bei mir reißt aber der Reißverschluß der Latzhose, so daß e nix mehr ist mir Regenschutz. Kaum aus Hirtshals draußen, fängt es auch an zu kübeln.

Wir machen uns dann auf die Piste. Durch Dänemark läuft es dann auch gleichmäßig durch. Auch an der Grenze keine Probleme. In Hamburg kommt es dann leider doch noch zu einem kleinen Krach. einige Kleinigkeiten, die sich aufgestaut hatten, zusammen mit dem schlechten Wetter, lassen den Urlaub etwas anders enden, als es eigentlich sein sollte.

Da meine Kombi eh nicht mehr dicht ist, bin ich pitschnaß und will heim. Stoffel will aber eine größere Pause einlegen. Wir können uns bei einer kurzen aber heftigen Diskussion absolut nicht einigen, so daß wir uns in Hamburg trennen.

Die restliche Heimfahrt ist dann schnell erzählt. Dauerregen bis kurz vor Würzburg. Zwar schöpfe ich immer wieder Hoffnung, wenn der Himmel etwas heller wird. Aber immer wieder gewinnt der Regen. Ich kämpfe immer wieder mit Sichtproblemen, da mein Visier nicht mehr das Beste ist. So spule ich denn monoton die Kilometer runter. Tanken, fahren, tanken, fahren. Zeitweise bin ich fast soweit, die nächste Autovermietstation aufzusuchen und einen Kleinlaster zu mieten. Aber mein innerer Schweinehund siegt dann doch über die Seite Weichei :-)

Als ich dann endlich in die Nähe von Würzburg komme, endlich: Das große Wolkengebiet weicht blauem Himmel. So schaffe ich die letzten Kilometer von Würzburg bis Bad Friedrichshall doch noch im Trockenen. Zu Hause dann das übliche Ritual, Mopped abpacken usw.

Am Abend meldet sich dann auch noch Stoffel bei mir, daß er ebenfalls zu Hause eingetrudelt ist. Wir quasseln eine Weile und stellen fest, daß wir beide etwas Querköpfe sind und dies eigentlich nicht so hätte enden sollen. War aber vielleicht auch gut so.

Tja, so endet also eine phantastische Reise in das Land der Fjorde, das Land der Trolle. Eines ist für mich sicher:

NORWEGEN, ich komme wieder!!!!!!

 


Email an Wolfgang Kämpf

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